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Kapelle im Vinzenzhaus

Bald werden Sie hier Fotos und Interessantes über den kunstgeschichtlichen Hintergrund unserer Vinzenzkapelle lesen, die sich in der Senioren-Einrichtung St. Vinzenhaus auf der Kronprinzenstraße befindet.

Marienkapelle

Die Marienkapelle wurde um 1800 erbaut. Sie liegt an einer alten Wegkreuzung. Von dort aus erreichte man gut Mehlem und Muffendorf. Der Stifter der Kapelle ist nicht bekannt. Die Kapelle ist der Verehrung von Maria als Mutter Jesu gewidmet. Sie wird von Gläubigen für ein Gebet sehr geschätzt. Als Dank für gewährte Hilfe werden bis heute entsprechende Tafeln (Votivtafeln) im Inneren angebracht. Die Marienfigur im Inneren ist in weite Gewänder gehüllt. 1972 wurde sie restauriert. Dabei wurde entdeckt, dass es eine wertvolle mittelalterliche Holzfigur ist. Diese steht nun geschützt in der Pfarrkirche St. Andreas. Die Kapelle wurde 1986/87 restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Mit Hilfe der Rüngsdorfer Bürger wurde 10 Jahre später die Außenanlage neu gestaltet. Dadurch ist die Kapelle nun Mittelpunkt der Wegekreuzung. (Zur Geschichte der Marienkapelle siehe Godesberger Heimatblätter Band 9, Seite 74, Band 24, Seiten 164–166 und Band 30, Seiten 45–49.)


Textquelle: https://vhh-badgodesberg.de/mobil-unterwegs/ruengsdorf/

Bilder: © privat

Kapelle im CBT Wohnhaus Emmaus

Die Kapelle wurde zusammen mit dem Wohnhaus im Jahr 1987 von den Architekten Greyer und König aus Leverkusen erbaut. Eingerichtet wurde die Kapelle von Hubert Glaser aus Passau, der auch die Fenster entworfen hat. Die Firma Hein Derix aus Kevelaer hat die Fenster hergestellt. Gottesdienste finden hier jeweils sonntags um 11 Uhr statt.

 

Im Zentrum Sonne: "Ewiges Leben", Ps 36, 10; Joh 6,58f; 2 Kor 5
Im Zentrum Quadrat: "Tod", vgl. Ps 49; Koh 1,1-3, Röm 5,12 ff
Im Zentrum Dreiecke: "Geburt", vgl. Gen 1, 3-5; 35; 16-20, Mt 1,23


Bilder: © privat

St. Hildegard Kirche



Lage und Bauart
Oder: Poesie der Stille und Zurückgezogenheit

Verborgen in einer parkähnlichen Waldung, auf einem versteckten malerischen Rundpodest ist die, Anfang der sechziger Jahre errichte Kirche St. Hildegard. Deren verhältnismäßig bescheidene Höhenmasse, eine lediglich 16 Meter steile Turmspitze untermauern den baulichen Einklang mit vorgegebenen Ortstrukturen.
Die poetische Adresse „Im Meisengarten“ passt zu einem Sakralbau, dessen idyllische Rheinnähe per se ein Stück Rheinromantik projiziert. Ländlich, heimatbezogen und letztendlich volkstümlich sind überdies jene Werkstoffe, die der renommierte Kirchenbaumeister Emil Steffann gezielt einsetzt. An romantisches Gedankengut knüpft der 1899 in Bielefeld geborene, 1968 in Bad Godesberg tragisch ums Leben gekommene Stararchitekt  gleichermaßen durch gewiefte Rückgriffe auf die römische Antike an.


Alleinstellungsmerkmale von St. Hildegard

Die imposante Architektur der, in Rom angesiedelten Basilika St. Stefano bildet die Inspirationsquelle für das achteckige, auf einer Rundplatte (Radius: 32 Meter) fundamentierte Gotteshaus. „Brüderliche Form“ nennt der 1964 mit dem Großen Kunstpreis NRW ausgezeichnete Kirchenkenner seinen Grundriss. Dahinter versteckt sich der, dem internationalen Ortflair entsprechende Kerngedanke einer interkonfessionellen, sakralen Begegnungsstätte. Drei, hinter dem Altar platzierte Nischen sind sinnbildlich reserviert für römisch katholische, evangelische und koptische Christen.


Bogenschlag zwischen Tradition und Gegenwart

Mauerwerk aus unverputzter Grauwacke, mit Schiefer belegte Satteldächer, Dachträger aus Fichtenholz und insgesamt naturbelassene, nicht polierte sowie heimatnahe Werkmaterialien prägen die, mit dem einstigen, nachbarlichen Pfarrfachwerkhaus korrespondierende Außenansicht von St. Hildegard. Die Dachspitze wird durch eine Spitzfindigkeit des Bauherrn gekrönt. Die hier prangende, güldene Frucht ist ein symbolischer Zwitter, in dem sich der traditionelle romanische Pinienzapfen mit der Form einer Traubedolde paart. Fruchtbarkeitssymbol (Pinie) und biblisches Sinnbild für Lebenserneuerung, Lebenskraft, Kirche und Jenseits finden hier zu einer originären Synthese. Geringfügig abgerückt vom Kirchenkomplex ist der mit Kreuz ausgestattete Kirchenturm.


Das Kircheninnere: liturgische Strenge und harmonische Gesamtkomposition

Im Gegensatz zum eher dunklen Außenambiente erscheint der Innenraum wie eine lichte Offenbarung. Acht Rundbogenfenster des Obergaden umsäumen den rundhallenartigen, durch Arkadengänge strukturierten Innenraum. Von Steffann und Kollege Bienefeld entworfen sind in eher funktionaler, karger Ausführung Altar (Grauwacke) und der durch formale Noblesse bestimmte Taufstein.

 

Kleinode und Besonderheiten

Hinter dem Altar befindet sich, auf zwei Säulen positioniert eine farbig gehaltene Verkündigungsszene. Zwischen Verkündigungsengel und Mutter Gottesstatue schwebt ein Kruzifix. Blickpunkt ist ebenfalls ein, als Tabernakel dienender Seitenaltar. Hier treffen sich jugendstilartige Ornamentik mit byzantinischer Mosaikkunst.
Eine einzigartige Kostbarkeit befindet sich im Kircheingang: eine, auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datierte, gleichwohl 1748 übermalte Ikone (Tempera auf Weichholz). Nach einem neuerlichen Gutachten des Bonner Diplomrestaurators Ivan Bentchev handelt es sich um eine, wahrscheinlich vom Ursprung her, griechische Ikone (Tempera auf Weichholz), welche die Madonna Virgo Lactans (stillende Gottesmutter) darstellt. Diese im Original nicht überlieferte Ikone verweist, so Bentchev, in ihrer Bildhaftigkeit auf den Typus der Passionsmadonna, der in der postbyzantinischen Zeit der römisch-katholischen Kirche nachzuweisen ist. Aufschlussreich, innerhalb der handwerklich niveaureichen Verbildlichung von Gottesmutter und Jesuskind ist der, in der rechten Oberecke präsente Erzengel Michael; dieser ist ausgestattet mit den traditionellen Passionsattributen: Kreuz, Lanze und Schwamm. Wie der engagierte Heimatforscher und Kircheninsider Guido Hemmer herausstellt, teilt der, durch ein Gitterwerk geschützte Kirchenschatz eine tiefgreifende Überlegung mit. „Die Ikone verbindet also die Kindheit des Gottessohnes mit dem Tod des Erlösers.“


Neuere Geschichte von St. Hildegard
Die Amtszeit von Pfarrer Dr. Wolfgang Picken

Um dem architektonisch einmaligen Gepräge des Kirchenraumes Rechnung zu tragen, veranlasste der seit November 2004 für die Gemeinde Bad Godesberg Rheinviertel zuständige Pfarrer Dr. Wolfgang Picken eine Reihe von überzeugenden Veränderungen.

Hier nur einige markante Beispiele:
Die starr und geradlinig auf den Altar zuführenden Kirchenbankreihen wurden, der Grundrundform entsprechend, in Hufeisenform um den Altar gruppiert. Befreit aus ihrer engen, altarnahen Nische wurde die Kirchenorgel, deren beachtlicher Sound nunmehr das gesamte Kirchenschiff erfüllt.
Nicht zuletzt mutierte St. Hildegard seit kurzem zur Klosterkirche jener indischen Klosterfrauen, die nunmehr das komplett modifizierte Pfarrhaus von anno dazumal mit lebendigem Geist erfüllen.
Das farbige Programm eines, von der Bürgerstiftung Rheinviertel organisierten, der Heiligen Hildegard von Bingen gewidmeten „Kulturherbst“ (2005) offenbart, dass die Kirche St. Hildegard ein überaus geeignetes Forum seriöser Künste ist.
   

Text: Christina zu Mecklenburg
Bonn, Herbst 2006

 




Bilder: © privat

Heilig Kreuz Kirche

Lage und allgemeine Merkmale

Der 1965 eingeweihte Kirchenbau zu Heilig Kreuz verkörpert das jüngste Sakralbauwerk der Großgemeinde Bad Godesberg Rheinviertel. Ausschlaggebend für die Namensbezeichnung ist ein, heute (als Reproduktion) auf der B9 (Abbiegung Kennedy Allee) stationiertes „Hochkreuz“ aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Das Original weilt aus Sicherheitsgründen und konservatorischen Überlegungen inzwischen im Rheinischen Landesmuseum Bonn.

Abgerückt vom Straßengetriebe, am Ende einer Sackgasse angesiedelt, erhebt sich auf einem quadratisch zugeschnittenen Grundstück ein majestätisch anmutender Kirchenkomplex. Gegenüber dem Gotteshaus erhebt sich als separierte Einheit ein freistehender, 1967 erbauter Glockenturm. Als Baumeister wirken hier das Architektenduo Stefan Leuer (siehe St. Andreas) und Willi Zachert. Das durchgängig mit roten Ziegeln bedeckte Sakralbauensemble bildet zusammen mit unmittelbar angrenzenden Gemeindeeinrichtungen gleichsam ein in sich geschlossenes Gottesreich auf Erden.
Kerngedankenbild einer, auf geometrische Formen und Korrespondenzen setzenden Bauart ist die Vorstellung eines „Zeltes Gottes unter den Menschen“. Nicht zuletzt erweist sich das archaische, biblische Namensbild als besonders sinnvoll in einem Areal, das von je her von Internationalität (Auswärtiges Amt) ebenso wie von auffallender Bevölkerungsfluktuation gekennzeichnet ist. Ortsbezogen erscheint folglich ein Gotteshaus, dessen Architektur die Vorstellung eines weit gespannten, offenen und zusammen führenden Gotteszeltes mitteilt.

 

Außenansicht: bestechend klare, schlichte Strukturen und stringent durchgespielte Zeltform

Eine dreieckige Stirnfront, die den schematisierten Grundriss eines Zeltes wiedergibt, bis auf den Kirchplatz heruntergezogene Bedachungen und drei Eingangstüren, erregen Aufmerksamkeit durch straffe und markante Strukturen sowie durch ausgewogene Proportionen.
Stufenförmig, prägnant versetzt, strebt ein dreigestaltiger Aufzug von insgesamt siebzehn zeltförmigen, verglasten Maueröffnungen auf den, mit Kreuzsymbol gekrönten Kirchengiebel zu.
Federführend innerhalb der, die Front zierenden Reliefarbeiten ist Bildhauer Sepp Hürten. Von dessen Künstlerhand geschaffen sind eine semiplastische Kreuzigungsdarstellung  (Hauptportal) sowie ein Reliefornament ( ebenfalls hellgrauer Muschelkalk), das am Seiteneingang die Symbole Weinstock, Ähre und Kelch zu sinngebenden Stillleben verdichtet.
Die Kirchenbauanlage selbst hat die Form eines quer gelagerten Rechtecks in dessen Hinterfront mittig die klassische Rundung der Apsis herausragt. 1984 erhält der sechsgeschossige Kirchturm sein heutiges Glockenensemble. Die Schallöffnungen des „Fingerzeiges Gottes“ bilden ein formales da capo der ostseitigen Kirchenfenster.


Der innere Kirchraum

Klare Formen und schlichte architektonische Transparenz prägen die prägnante Infrastruktur des Gotteshauses. Besondere Notiz verdient die pointierte Ästhetik von farbigen Fensterverglasungen, die konsequent die Zeltform reflektieren; die leuchtenden Fensterfüllungen stellen eine neuere, freilich die Lichteinwirkung dämpfende Errungenschaft dar. Im Altarbereich dominiert intensive Röte, Zeichen der göttlichen Liebe und Attribut des Heiligen Geistes.
Akzente setzen ferner: Estrich aus italienischem Naturstein sowie eine massive, aus rotem, kanadischem Zedernholz bestehende Kirchendecke. Das Gedankenbild des Zeltes vertieft weiterhin die fächerartige Holzstaffelung im Altarraum.
Linker Hand befindet sich ein eigenständiger Kapellraum, der als Taufkapelle wie auch als „Werktagskirche“ genutzt wird.
Taufstein und Brunnenrondell, Altar und Tabernakel stammen wiederum von Sepp Hürten. Neuerlich gestiftet wurde die Holzskulptur einer Pieta (rechte Vorderseite), die umstrahlt wird von einer madonnenblauen Glasfensterkulisse. Glasmosaike hinter Beichtstühlen und in unmittelbarer Nachbarschaft der Chorapsis verraten erneut nuancierte Mosaikkünste.
Ein Seitenaltargemälde wird dem bekannten Maler und Postexpressionisten Paul Magar zugeordnet. Es wurde 1977 vom Künstler angefertigt und ist 1,2 m breit und 2 m hoch. Der von August Macke und Heinrich Campendonk beeinflusste Godesberger thematisiert eine, aus sich überlagernden Farbformen zusammenfügende Bibellandschaft, wo Bethlehem und Golgatha zu einer visionären Synthese verschmelzen. 

Im Jahr 1972 wird die heutige Kirchenorgel installiert. Aufgrund ihrer optimalen Akustik ist der voluminöse Kirchenraum von Heilig Kreuz ein begehrter Ort für Life Konzerte, Rundfunkaufnahmen und CD Einstudierungen.

 

Text: Christina zu Mecklenburg
Herbst 2006

 


Bilder: © privat

Herz Jesu Kirche



Durch Hauptportal und Seiteneingänge gelangt man unmittelbar zur baulichen Keimzelle des 1906 errichteten Gotteshauses.
Ein bewegtes, baugeschichtliches Vorleben sowie von Anbeginn bemerkenswert engagierte Gemeindeaktivitäten hinterlassen hier sichtbare Spuren.

 

Die Anfänge

Zu Beginn des vorausgehenden Jahrhunderts bilden Katholiken im Villenviertel eine ausgesprochene Minderheit. Um den rund 700 ansässigen Gläubigen den weiten Weg zu St. Marien oder St. Andreas zu ersparen, macht sich bereits um die Jahrhundertwende der seinerzeitige Pfarrer von Plittersdorf, Dr. Brüll für die Errichtung einer villenvierteleigenen Kirche stark. Dessen Nachfolger, Pfarr-Rektor Ludwig Leonards gelingt es schließlich im Jahr 1905 mit erzbischöflicher Genehmigung ein ca. 4 Ar messendes Grundstück zwischen Augusta-Viktoriastrasse (heutige Beethovenallee) und Denglerstrasse ausfindig zu machen.  Realisiert wird der, sich auf  80. 000 Mark belaufende Ankauf größtenteils mit Gemeindespenden.

Die neugotische Ur- und Notkirche
Ein schlichtes Bauwerk des Diözesanbaumeisters Heinrich Renard

Um das Bauprojekt pekuniär abzusichern gründet sich ein, bald 70 Mitglieder zählender Bauverein, der  aus Kostengründen zunächst
ein Kirchenprovisorium
ins Auge fasst. Für den Bau der „Notkirche“ ausgewählt wird ein Entwurf von Diözesan-Baumeister Heinrich Renard. Grundsteinlegung und Spatenstichpremiere der auf 18. 000 Mark veranschlagten Baumassnahme erfolgen am 24. September 1905. Eingesegnet wird das ursprünglich als St. Elisabeth Kirche angedachte, neugotisch geprägte Miniaturgotteshaus am 8.Oktober 1906 durch Dechant Hütten von Mehlem.
Gleichzeitig wird – und das ist der Auftakt eines lebendigen Gemeindemusiklebens - unter Regie von Küster und Organist Max Anschütz vor Ort der erste Kirchenchor gegründet. Auch dessen baldiger Nachfolger der zwanzigjährige Organist Martin Kreimeyer muss noch mit einer geliehenen Hilfsorgel vorlieb nehmen (Mietpreis 60 Mark), die allerdings im März 1908, dank einer Spende, ersetzt wird durch eine neue Klais-Orgel. Dank einer ebenfalls großherzigen Spende erhält die Ursprungskirche eine zweite Glocke.

Gründung einer autonomen Pfarrgemeinde

Nächstes Ziel der engagierten Gemeinde ist die Selbständigkeit des, der Pfarre St. Marien unterstehenden Herz-Jesu-Rektorats. Die erzbischöflich anerkannte Erhebung zur autonomen Pfarre findet schlussendlich am 24. Juli 1914 in der Ägide (1913 – 1921) von Pfarr-Rektor und Pfarrer Hugo Liedmann statt. Getrübt wird das Freudenfest durch hereinbrechende Kriegswirren.

 

Zweite Bauphase:
Geniale Ideen von Architekt Jakob Stumpf: markante Erweiterungen des Ursprungsbaus,
straffe Eleganz mit Bauhausprägung, Konzentration auf die innere Mitte des Kirchenraums

Der stetige Zuwachs an katholischen Gläubigen im Villenviertel (1932 sind es 1751 Pfarrgemeindemitglieder) mündet in die Notwendigkeit, die Stammkirche maßgeblich zu erweitern. Helle und einhellige Begeisterung beim Kirchenvorstand entfacht ein raffinierter Plan des Bonner Architekten Jakob Stumpf. In dieser überzeugenden, auf 46.000 Reichsmark geschätzten Lösung wandelt sich die Urkirche zum Querschiff des 1936 beginnenden, neuen Kirchenbaus.

So kann man bis heute, beispielsweise anhand von Gewölbestrukturen und makellos erhaltenem Chorraum (rechter Hand im Eingangsbereich, Außenansicht der Südseite) die ursprüngliche Architektur und Anlage der Herz Jesu Stammkirche in Augenschein nehmen.

Das neue Erscheinungsbild des nunmehr vierschiffigen Gotteshauses beruht im wesentlichen auf symmetrischen Erweiterungen der Baukeimzelle sowie auf Anfügungen neuer Elemente wie etwa: blockförmige Türme, Vorhalle, Hauptportal, Langhaus und Seitennischen. Die von Architekt Stumpf veranlassten, einschneidenden Veränderungen der Kirchengestalt weisen  Parallelen (kubische Formsetzungen) auf zum, im Villenviertel durchaus präsenten Bauhausstil.
Das Ambiente des Kircheninneren, so beschließt man seinerzeit, sollte ebenfalls Sachlichkeit und klare Linien an den Tag legen. Als Orientierungspunkt sollte etwa am Hochaltar einzig ein von heimischer Künstlerhand modelliertes Kruzifix dominieren. Dieses monumentale und theatralisch wirkende Kunstwerk erinnert auf intensive Weise daran, dass „das Opfer unserer Altäre eins ist mit dem Opfer von Golgatha“ (Helmut Manseck: Kleine Pfarrchronik, 1989).

 

Dritte Bauepisode:
Das Wirken von Architekt Peter Rieck: Glättung von Gegensätzen, Streben nach Harmonie

Ihre baulich jüngsten Metamorphosen erfährt die Herz Jesu Kirche durch den bereits in der Nachkriegszeit eingeschalteten Architekten Peter Rieck. Dessen von 1947 an greifende Veränderungsmaßnahmen (diese fallen in die legendäre Ära von Oberpfarrer Wilhelm Hens) sind im wesentlichen Korrekturen, die das zuvor stilistisch heterogene und zerklüftete Gesamtbild ausgleichen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Absicht, dem Kircheninnenraum Homogenität zu verleihen. Hergestellt wird darüber hinaus ein ausgewogener Dialog zwischen architektonischen, dunkel abgesetzte Innenraumstrukturen (Kapitelle, Gewölberippen) und insgesamt dezenter, gleichwohl lichtbetonter Ausmalung.

 

Neuere Highlights der Kirchengeschichte

Zum Patronatsfest am 26. Juni 1960 übergibt die Malerin Meta Maria Driever dem Gotteshaus an der Beethovenstrasse eine Komposition, in die sie sich monatelang Hineingekniet hat. Ihre expressiven diktierten, zu Meditationen anleitenden Kreuzwegstationen, etliche Heiligenfiguren (farbige Marienskulptur, stattliche Holzstatue des jungen St. Josef mit Jesuskind, St. Antoniusholzplastik etwa) und nicht zuletzt die zum 100. Kirchenbestehen restaurierte Herz Jesu Statue gehören zu den weiteren Sehenswürdigkeiten eines auffallend stimmigen und überaus gepflegten Gotteshauses.
Im Jahr 1962 ermöglichen üppige Gemeindespenden ein weiteres Ereignis. Nach langer Bauzeit liefert die Ludwigshafener Orgelbaufirma E. F. Walcker & Cie. die sehnsüchtig erwartete mechanische Schleifladenorgel. Drei Manuale und 29 Register entfalten am dritten Adventsonntag 1962 in Soli von Domorganist Professor Zimmermann ihr fesselndes Klangkaleidoskop.
Unvergesslich in der Erinnerung haften bleibt die atemberaubende 100. Jubiläumsfeier der Kirche Herz Jesu. Von hundert Ministranten, hundert bunten Luftballons begleitet hält der Kölner Kardinal Joachim Meisner Einzug ins Villenviertel. Ein überaus feierliches Pontifikalamt in Anwesenheit von Hundertschaften von Gläubigen krönt die bisherige Geschichte von Herz Jesu.

Dynamische Umgestaltungs- und Erneuerungsprozesse setzen sich fort, in der ebenfalls am 16. September erfolgenden erzbischöflichen Einsegnung des von der Bürgerstiftung Rheinviertel und unzähligen, ehrenamtlichen Tatkräftigen quasi aus dem Boden der angrenzenden Hensstrasse gestampften Klosters Herz Jesu. Der seit November 2004 wirkende Pfarrer Dr. Wolfgang Picken, Gründer des Pilotprojektes Bürgerstiftung Rheinviertel glänzt durch eine nahtlose Kette von innovativen Inspirationen, die, unter dem Stichwort „Gemeinde im Aufbruch“ Kirchen- und Gemeindeleben von ursprünglich fünf separaten Kirchengemeinden grundlegend verändern.

 

Text: Christina zu Mecklenburg
Bonn, Herbst 2006

 


Bilder: © privat

St. Andreas Kirche

Baugeschichte und Pfarrevergangenheit der Kirche St. Andreas gehören zu den imposantesten Kapiteln des heutigen katholischen Gemeindekomplexes Bad Godesberg Rheinviertel. Hier kristallisieren sich deutlicher denn je Dialoge oder Konflikte zwischen den Polen Tradition und Neuerung heraus.

 

Die Anfänge

Obgleich der kleine, vorwiegend von Bauern bewohnte Weiler Rüngsdorf nur wenige Einwohner zählt, bleibt die Rüngsdorfer Kirche St. Andreas bis ins 19. Jahrhundert sakraler und liturgischer Knotenpunkt für die weitaus dichter besiedelten Ortschaften Plittersdorf und Godesberg. So sind etwa für das Jahr 1644 in Rüngsdorf lediglich 80 Anwohner registriert.
In den Kirchenakten des für den Seelsorgebereich zuständigen Bonner Cassius Stiftes taucht der Name Rüngsdorf zum ersten Mal anno 804 auf.
Die Ursprünge der Kirche St. Andreas gehen auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück. Dabei handelt es sich um den schlichten Sattelbau eines Langhauses, dessen Turm und Apsis sich jedoch ungewöhnlicher Weise am östlichen Ende befinden.
Diese bis heute erhaltene, (heute Eigentum der Bundesstadt Bonn) Chorturmanlage gilt in den Annalen der lokalen Gemeindegeschichte als Wahrzeichen des historischen Ortes Rüngsdorf.


Bauliche Wechselfälle des Rüngsdorfer Gotteshauses

Mit der 1888 erfolgenden Eingemeindung in den Kirchenbezirk Godesberg verändert sich vor Ort die Lage gravierend. Verantwortlich für neue Bauansprüche sind Gemeindezuwachs sowie das in der Nähe entstehende noble Villenviertel. So wird das nicht mehr ausreichende Langhaus von 1644 abgerissen und unter der Regie von Diözesanbaumeister Franz Statz um 1900 schräg gegenüber der historischen Chorturmanlage ein Neubau errichtet. Statzs pompöse Ideen von einer dreischiffigen neugotischen Basilika weichen aus Kostengründen zunächst einer bescheideneren Ausführung. Aus dem Boden gestampft wird ein neugotischer Sakralbau mit Chor und zweiachsigem Langhaus.

Die wiederum in den Jahren 1959 und 1960 greifenden Erweiterungen tragen stilistisch einer neu angebrochenen Bauepoche Rechnung. In diesem Zusammenhang veranlasst Baumeister Stefan Leuer markante Veränderungen des Erscheinungsbildes. Abgetragen wird zunächst das neugotische Kirchenschiff; zweiter Schritt archetektonischer Schachzüge ist der, an den vorhandenen neugotischen Kleeblattchor angefügte Bau eines weiträumigen Kirchenschiffes. Eingeweiht wird der nunmehr zeitgemäß aufgerüstete und entschieden vergrößerte Kirchenbau durch den in Rüngsdorf ansässigen chinesischen Bischof Vitus Chang.

Mitte der achtziger Jahre leitet der auf Godesberger Bauwerke (siehe Kirche Herz Jesu) eingeschworene Kirchenarchitekt Peter Rieck eine Reihe von Renovierungs- und Absicherungsmaßnahmen ein. Dazu zählen neben infrastrukturellen Verbesserungen der Gesamtoptik (Orgelverlagerung, Arbeit an tektonischen Symmetrien) etwa die gemeindenahe, dreistufige Altarinsel und der, majestätische, aus rotem Sandstein gegossene Tischaltar.

Die aktuelle Ansicht der Pfarrkirche zeichnet sich aus durch straffe Gliederung. Durch konsequenten Einsatz von Backsteinmauerwerk und Schieferbedachung werden abweichende Höhenmasse (steil herausragender, neugotischer Chor) überbrückt. Einziges Dekor im Außenbereich bildet das über dem Hauptportal eingelassene Rosettenornament.


Im Umfeld des umstrukturierten Kirchengebäudes entstehen sich nach und nach gemeindeeigene Einrichtungen: katholischer Gemeindekindergarten (1967), Pfarrhaus (1972), Niederlassung der Vinzentinerinnen ( ab 1903, Kronprinzenstrasse 1).


Innenausstattung von St. Andreas

Zwei sakrale Gegenstände verdienen besondere Beachtung.

Im Chorhaupt (hintere Chorrundung) anzutreffen ist das Kleinod eines spätbarocken Altaraufbaus. Dieser wurde um 1980, im Anschluss an Restaurierungen und plastische Ergänzungen (H. Schüttler) aus dem anliegenden Chorturm in die neuere St. Andreas Kirche transferiert. Der, mit Drehtabernakel ausgestatte Aufbau wird eingerahmt durch ein, als Giebelträger fungierendes Marmorsäulenduo. Wie Kunsthistorikerin und Archäologin Irmingard Achter (Bonn) im Band „Bonner Kirchen und Kapellen“ (Ferdinand Dümmler Verlag, Bonn, 1989) herausfiltert, gibt der Giebelträger den Blick frei auf „anspruchslose Gemälde“, eine farbige Szene, wo Gottvater (oberes Medaillon) Maria, Jesusknabe und der Heilige Andreas (Gemäldeoval) in eher plakative Erscheinung treten. Einer Inschrift zu entnehmen ist, das der Altar von Nachkommen einer gewissen Rosa Nell gestiftet wurde.
Historisch herausragend bedeutsam ist eine spätgotische Muttergottesskulptur niederrheinischer Herkunft; die um 1500 geschätzte Entstehungszeit der farbigen Marienverkörperung weilte bis 1972 in der nahen Marienkapelle (Rolandstrasse) und befindet sich jetzt in einer, an der linken Wandnische applizierten Glasvitrine.
Ein figurenreiches Ölgemälde (1712), das die Verurteilung Jesu thematisiert (rechter Kirchenquerarm) stammt eben sowie das Altargemälde aus dem ehemaligen neugotischen Kirchenbau. Dabei handelt es sich um eine Stiftung aus der Familie von und zu Bochholtz.
Zu den neuzeitlichen Blickpunkten zählt eine Reproduktion der Kreuzwegstationen des namhaften Malers Sieger Köder.
Die Synopse von Chorraum und  Seitenischen überragt eine detailliert durchkomponierte Suite farbenprächtiger Kirchenfenster. Episoden aus der Vita von St. Andreas (hinterer Chorraum) sowie ein, den Tod des Heiligen Josef thematisierendes Glasmosaik bilden das Herzstück. Während das rechte Seitenschiff  den Blick auf ehrwürdige Kirchväter lenkt, vergegenwärtigt das linke Pendant prominente Propheten.  

 

Blickpunkte im Umfeld von St. Andreas

Die historische Chorturmanlage, Wahrzeichen von Rüngsdorf
Seit 1902 bildet das älteste Zeugnis von St. Andreas ein eigenständiges Monument. 1902 wurde im Zuge eines Kirchenneubaus das dazu gehörige Kirchenschiff niedergelegt.
Das Turmdach mit seinen hohen, gotischen Turmhelmen birgt zwei Glocken aus den Jahren 1746 und 1790.
Sechs Stufen aus historischen Trachytquadern führen zu einem romanischen Blockaltar. Dessen Schmiegensprofil wiederholt sich in den Bogenkämpfen. Ein weiteres Steinjuwel ist ein aus dem frühen 13. Jahrhundert stammender Taufstein. Der spätbarocke Altaraufbau gelangt 1980 in das Chorhaupt der neuen Pfarrkirche.
Eine hölzerne Außentreppe geleitet zu einem, mit dreiteiligen Schallfenstern ausstaffiertem Obergeschoss.
Eine einzigartige Augenweide ist der ehrfurchteinflössende, bei Dunkelheit angestrahlte Chorbogen; dessen vergitterte Toröffnung gibt die Sicht frei auf die ursprüngliche Chorwölbung.
An diesem kirchengeschichtlichen Meilenstein der Gemeinde Bad Godesberg Rheinviertel wird am Christkönigssonntag ( 21. November) von 2004 der gegenwärtige Gemeindepfarrer Dr. Wolfgang Picken mit einem feierlichen Geleit abgeholt zur amtseinführenden Liturgiefestfeier. Kurze Zeit später weiht der engagierte Gemeindepfarrer an derselben Ursprungsstätte ein, an der Turmfassade appliziertes Bronzerelief ein, in dem das Rüngsdorfer Wappen verewigt ist.

Einen bewährten Anziehungspunkt bildet darüber hinaus das Maienkapellchen in der Rolandstrasse. Für den, Ende des 18. Jahrhunderts oder im frühen 19. Jahrhundert entstandenen lokalen Wallfahrtsort ist keine Stifterpersönlichkeit nachzuweisen. Eine eher volkstümliche Muttergottesfigur, sich ständig mehrende Votivtafeln und andere private Dankesbezeigungen bezeugen, dass das tagsüber ständig geöffnete Kapellchen (obgleich die kostbare Ursprungsmadonna mittlerweile in St. Andreas weilt) nach wie vor eine populäre Anlaufstelle der Gnade und des Gebets ist.

 

Text: Christina zu Mecklenburg
Herbst 2006

 


Bilder: © privat

St. Evergislus Kirche

Lage und Eigenheiten

Der Flecken Erde, auf dem sich die Kirche St. Evergislus erhebt, gehört ohne Zweifel zu den malerischsten Winkeln der opulent besungenen und bedichteten Rheinromantik. So mag man dieses idyllische Sakralmonument als zu Stein gewordene Rheinromantik betrachten. Allerdings macht sich in der Kirchenarchitektur eine Parallele zur norddeutschen Backsteingotik geltend. In abgewandelter Ausführung erinnert der von Kommunalbauherr Paul Thomann entworfene Ursprungsbau insbesondere an die im Rheinland mehrfach inspirierend wirkende mecklenburgische Dorfkirche zu Schlieffenberg, 1854 bis 1859 erbaut von Karl Alexander Heideloff.

Vor allen Dingen die Gewölberippen und der Gewölbeverlauf im Kircheninneren liefern Aufschlüsse über die ursprüngliche Kirchengestalt.

Romantische Poesien, gotische Nachdenklichkeit und Gedankenhöhenflüge und sakrale, transzendentale Gedankenwelten finden seit kurzem zu einer subtilen, meditativ getönten Symbiose: diese wird wirksam in der, - ab Dämmerungseinbruch -  mit geheimnisvoll blauen Lichtschimmern ummantelten  Kirche. Die durch Gemeindepfarrer Dr. Wolfgang Picken angeregte Lichtinstallation (Firma Prinz) assoziiert multiple Aspekte: etwa den romantischen Mythos von der Suche nach der blauen Blume, Himmel und Wasser und nicht zuletzt den schützenden, und Reinheit signalisierenden himmelblauen Madonnenmantel.


Die Kapelle, Vorgängerin der heutigen Kirche

Im Jahr 1835 zählt das, seinerzeit der Pfarre Rüngsdorf unterstehende Plittersdorf 300 Bürger. Orteigener, katholischer Angelpunkt bildet eine, auf dem derzeitigen Friedhof angesiedelte Kapelle, die dem Heiligentrio: Georg,  Nepomuk und Evergislus geweiht ist. Der später zum namensgebenden Pfarrpatron berufene Evergislus (Eberegisel) amtierte im 5. Jahrhundert als fünfter Kölner Bischof; erstarb 594 auf einer Missionsreise in Tongern. Die Reliquien des Heiligen und Märtyrers befinden sich heute in der Kölner Kirche St. Peter.

Die Plittersdorfer Kapelle wird im Zuge eines gemeindeeigenen Kirchenbaus anno 1871 abgerissen. Deren Glocke weilt jedoch bis heute im Kirchenturm zu St. Evergislus. Im kirchlichen Haupteingangsbereich anzutreffen sind heute: ein alter Inschriftstein der Georgkapelle sowie eine Lithografie von 1837, die das Andenken an das rührige Georgkirchlein bewahrt.

 

Grundzüge der Baugeschichte von St. Evergislus

Kontinuierlich ansteigende Einwohnerzahlen bewegen den seinerzeitigen Kölner Erzbischof Johannes Kardinal von Geissel dazu, Plittersdorf in den Stand einer autonomen Pfarrgemeinde zu erheben. Die Schenkung eines Baugrundstücks seitens des Auerhofinhabers Johann Adolf Solf ebnet 1870 die Wege zu einem orteigenen Gläubigenzentrum. Für das Bauprojekt eingeschaltet wird Kommunalbaumeister Paul Thomann, Bauherr von St. Severin in Mehlem und St. Rochus in Duisdorf. Als grobes Vorbild dient gleichwohl die 1864 fertiggestellte  Bornheimer Kirche St. Servatius. Konsekriert werden in Plittersdorf die rasch realisierten Baupläne am 7. August 1875 durch Kardinal Melchers.

 

Charakteristiken des Stammbaus sind:

kreuzförmiger Grundriss, fünfseitiger Chor, harmonische Verhältnisse zwischen Wänden und Fenstern sowie der weitgehende Verzicht auf Außendekor.

Bedingt durch weiterhin anwachsende Gemeindedichte erfolgen im Jahr 1911 unter Regie von Architekt Jakob Stumpf (siehe Herz Jesu) eine Reihe von Bauerweiterungen. Mit der Anfügung niedriger Seitenschiffe erhält das Kirchenerscheinungsbild die Anmutung einer Basilika. Die im Absatz „Lage und Merkmale“ erwähnten Einflüsse und Paraphrasierungen norddeutscher Backsteingotik prägen seither gleichermaßen das neue architektonische Ambiente.

 

Das Kircheninnere

Mit der Kirchenerweiterung halten Plastiken, Reliefs, Malerei sowie andere sakrale Kunstobjekte Einzug.

 

Historische Spuren

Ein kleines Prunkstück bilden die, auf 1885 datierte Kreuzwegstationen. Die aus Terrakotta geformten Reliefs (ursprünglich gefasst in nachempfundene, gotische Rahmen) orientieren sich am bekannten Zyklus der Wiener Johanniskirche. Die zwischen 1844 und 1846 komponierten Gemäldevorbilder von Joseph Ritter von Führich regen seinerzeit zu vielfältigen Nachempfindungen an.

In den Blick stechen ebenfalls aus Terrakotta modellierte, seit der Restaurierung (1975) farbig gehaltene Heiligenskulpturen. Besonders ästhetisch erscheint insgesamt das strukturelle wie auch farbige Zwiegespräch zwischen bewegter, proportional fein abgestimmter Terrakotta Bogenreliefe (man beachte das üppige Blattdekor) und Heiligenensemble. Die Gesellschaft der Sockelheiligen setzt sich (ausgehend vom vorderen Kirchenschiff) folgendermaßen zusammen:

Linkes Kirchenschiff: St. Evergislus (vor dem Alterraum), Aloysius von Gonzaga (gegenüber von St. Evergislus), es folgen: die Gottesmutter Maria, (vermutlich) die Heilige Hildegard und die Heilige Margareta.

Rechtes Kirchenschiff: Georg (zweiter Kirchenschutzpatron), Kaiser Heinrich II., Johannes Nepomuk, Donatus und Bauernschutzpatron Leonard. Neben St. Georg fällt im Seitenaltar eine eindrucksreiche Kreuzigungsszene in den Blick.

Die beiden Kirchenpatrone Evergislus und Georg bilden die Nahtstelle zu jenen, in der Apsis zu entdeckenden vier, aus Sandstein geformten neoromanischen Reliefskulpturen. In der Chormitte anzutreffen sind die beiden Erzengel Gabriel (links) und Michael; diese werden flankiert von den Aposteln Petrus (links) und Paulus.

Die neugotische Innenausgestaltung setzt sich im Umfeld der Orgelempore fort mit Faltwerkfüllungen und zwei, aus Lindenholz modellierten Heiligengestalten, die ursprünglich im einstigen Hochaltar angesiedelt waren. Dabei handelt es sich linker Hand um die (mit Kirchenmodell versehene) die Heilige Hedwig, Herzogin von Schlesien; die Nichte der Hl. Elisabeth von Thüringen gilt als Patronin christlicher Nächstenliebe. Ihr gegenüber weilt die Heilige und Ordensgründerin (Salesianerinnen) Jeanne – Francoise von Chantal.

Besondere Notiz verdient das im rechten Kirchenhinterraum stationierte Marienbild, das laut Reclams Kunstführer (Band Italien V) der legendären, klassischitalienischen Tradition des Gnadenbildes der Madonna vom Guten Rate verpflichtet ist.

 

Modernistische Ergänzungen

In den 50er Jahren greifen in St. Evergislus weitere Umstrukturierungen sowie das Wirken des seinerzeit in der Gemeinde wohnhaften Meckenheimer Bildhauers Carl van Ackeren. So verlagert man etwa die Tabernakeltür mit ihrer Emmaus Szene gemeinsam mit dem, zuvor im Chor befindlichen Passionsskulpturentrio in den rechten, in den 1952 entstandenen Seitenaltar. Ein Relief, das den Heiligen Evergislus zeigt, wird 1965 in das westliche Kirchenportal integriert.

Anleihen aus romanischer Bildhauerei werden darüber hinaus sichtbar in der figurativen Ausstattung der Apsis sowie in der, im linken Seitenaltar eingelassenen Steinplastik; diese ursprünglich für Bronzeabgüsse vorgesehene Madonna mit Jesusknabe ist dem Godesberger Atelier des Bildhauers und Malers Hans Driever entsprungen. Auf Drievers Bildhauerkünste gehen ebenfalls Ambo, Kerzenleuchter und Kronleuchter zurück, die ihrer Aufmachung her an neugotische Rittersäle denken lassen.

Seit 2001 prangt über dem Altar ein von Herrmann J. Kassel geschaffenes Stahlkreuz. Das 350 Kilo schwere, in den Massen 180 x 160 x 25 Zentimeter gehaltene Kunstobjekt offenbart sich als Doppelkreuz von symbolischer Tragweite. Statik und Dynamik treten hier in einen spannenden Dialog. Die klassische Kreuzform umschließt ein sich in den Kirchenraum wölbendes Binnenkreuz. Dieses in sich gebogene Binnenkreuz erzeugt Lichtspalten und bringt ein Moment der Leichtigkeit und Bewegung ins Spiel. Suggeriert wird ein Innenleben, wo die, in der Vorstellung geweckte Christusgestalt, sich scheinbar mit ausgebreiteten Armen der Gläubigengemeinde zuneigt. Während das starre Rahmenkreuz gleichsam ewiges Andenken an Kreuz und Leid repräsentiert, signalisiert das sich lösende Binnenkreuz die durch den Erlösertod manifestierte Absolutheit der Gottesliebe, Auferstehung des Erlösers, österliche Freude und ewiges Leben.

 

Die nähere Umgebung von St. Evergislus

Ein bauliches Juwel erster Güte ist das, an den Friedhof angrenzende, nach dem Vorbild des römischen Pantheon konstruierte Mausoleum (siehe gesonderte Abhandlung). Das aufwändig und intensiv renovierte, als Urnenbegräbnisstätte vorgesehene Rundbauwerk gehört seit Sommer 2006 der von Pfarrer Dr. Wolfgang Picken 2005 ins Leben gerufenen Bürgerstiftung Rheinviertel.

Auch der Friedhof von St. Evergislus birgt historische Zeugnisse in Gestalt von Grabkreuzen aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Zwischen Friedhofsmauergrenze und Rheinpromenade trifft man auf einen alten, kircheneigenen Schutzpatron: die jüngst durch das evangelische Ehepaar Richard und Bärbel Grebert restaurierte Statue des Brückenheiligen Nepomuk gemahnt aber auch ein jene Fährschiffer und Flößer, die hier in verflossenen Zeiten neuen Atem, Kraft und Schwung holten.

 

Text: Christina zu Mecklenburg
Herbst 2006

 


3D-Animation der St. Evergislus Kirche

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Bilder: © Aleksander Perkovic