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Archiv 2009

„Hildegard hat unsere Gebete erhört!“

Hildegardkirche feierlich konsekriert – Hildegardreliquie im Altar

Am Vorabend des Allerheiligenfestes wurde die St. Hildegardkirche im Meisengarten feierlich konsekriert. Weihbischof Dr. Heiner Koch nahm die eindrucksvolle liturgische Weihehandlung vor. Der mystische Rundbau war stehend mit Gläubigen besetzt. Über hundert Messdiener, Abordnungen der Schützenbruderschaften und zahlreiche Konzelebranten begleiteten zusammen mit dem Bischof die Reliquie der Heiligen Hildegard in die spärlich erleuchtete Kirche.

Am Vortag hatte Schwester Hiltrud von der Abtei St. Hildegard in Eibingen – dieses Kloster wurde im 12. Jahrhundert von Hildegard gegründet – eine Körperreliquie der heiligen Ordensfrau ins Rheinviertel gebracht und in der Abendmesse lebendig über das Leben Hildegards gesprochen. Weihbischof Koch senkte nach seiner Predigt die Reliquie der Heiligen Hildegard in den Altar hinab und verschloss das Grab mit einem Stein. Anschließend salbte er den Altar und die zwölf Apostelkreuze an den Wänden der Kirche mit Chrisam. Höhepunkt der Feier war das Entzünden der Altarmensa. Fünf Kreuze aus Wachs wurden auf die eingemeißelten Kreuze auf der Mensa – sie stehen für die fünf Wundmale Jesu – gesetzt, mit Weihrauch bedeckt und entflammt. Wahrend sich fünf große Flammen auf dem Altar entfalteten und große Wolken von Weihrauch aufstiegen, stimmte Bischof Koch den pfingstlichen Gesang: „Komm Heiliger, der Leben schafft an.“ Die Gemeinde verharrte mehrere Minuten knieend und in Stille. Nachdem der Bischof mit einem Weihrauchfaß den Altar umschritten hatte, inzensierten Dechant Dr. Wolfgang Picken und Kaplan Heinzen die Kirchenwände. Dann bereiteten Messdiener den Altar für die Eucharistiefeier, der Bischof entzündete die Altarkerzen und der Kirchraum wurde zeitgleich mit der neuen Lichtanlage taghell erleuchtet. Ein lichterfüllter Thronsaal Gottes! Der neu geweihte Altar wurde jetzt erstmals für die Wandlung von Brot und Wein genutzt.

Am Ende der Heiligen Handlung bedankten sich Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat bei allen am Umbau Beteiligten, sowie bei den Schwestern von St. Hildegard und Weihbischof Dr. Heiner Koch. Dechant Dr. Wolfgang Picken überreichte dem Weihbischof den ersten goldenen Stern der Goldsternedition, die anlässlich der Konsekration aufgelegt wurde (näheres siehe PDF Flyer der Sternedition). „Sie sind ein Mensch, der von Innen heraus strahlt und begeisternd Zeugnis für unseren Glauben gibt. Sie sind so oft bei und beschenken uns mit ihrem Zeugnis. Der Goldstern von St. Hildegard soll ein Dank an sie sein. Mögen sie die funkelnde Strahlkraft behalten und wir noch oft davon unseren Nutzen haben,“ so Picken bei der Übergabe des Sterns.

Der Grundstein der Hildegard Kirche wurde 1961 gelegt. Den Rundbau schuf der berühmte Architekt Emil Steffan auf Veranlassung der Familie Werhahn. Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte den Anstoß für den Kirchbau an Kardinal Frings weitergeleitet. Der Abschluss des imposanten Bauwerks fiel in die Zeit des zweiten Vatikanischen Konzils. Der Erzbischof und die Weihbischöfe von Köln weilten in Rom und konnten die Konsekration der Kirche nicht vornehmen. Später geriet die aufgeschobene Handlung in Vergessenheit. Erst bei den umfänglichen Renovierungsarbeiten im Frühjahr 2009 fiel auf, dass die Kirche nicht konsekriert worden war.

„Die Geschichte der Kirche von St. Hildegard ist wie ein Wunder. Nicht nur die Entstehung liest sich so, sondern auch die Geschichte ihrer Erhaltung. Die Heilige Hildegard hat auf kraftvolle Weise unsere Gebete erhört“ so Dechant Dr. Wolfgang Picken. 2004 war bereits daran gedacht worden, die Kirche aufzugeben und zu verkaufen. „Damals habe ich nur gedacht, da kann nur Hildegard selber helfen, wenn das verhindert werden soll!“ Ein Jahr später bereits bezogen Schwestern das renovierte Pfarrhaus und gründeten neben der Kirche das Kloster St. Hildegard. Viele Stiftungsveranstaltungen führten unzählige Menschen in den faszinierenden Rundbau. Der Bonner Künstler Martin Noel stiftete eine Kunstinstallation mit 88 Sternen. 2009 konnte die Kirche vollständig renoviert und neu beleuchtet werden. „Die Heilige Hildegard hat ganze Sache gemacht. Schließlich ist sie sogar selbst gekommen, um in diesem Raum gegenwärtig zu sein und zu bleiben,“ so Picken weiter. Auch das ging nicht auf normalem Weg vor sich. Zunächst hatten die Benediktinerinnen von Eibingen die Bitte der Kirchengemeinde abgelehnt. Die Nachfragen nach Reliquien der populären Heiligen sind so umfangreich, dass der Konvent dem nicht nachkommen kann. Der Schrein Hildegards wird nicht mehr für die Entnahme von Reliquien geöffnet. Die Äbtissin erinnerte sich aber daran, dass das Rheinviertel 2006 mit 850 Pilgern nach Eibingen an das Grab der Heiligen gepilgert war und entschied deshalb, eine Reliquie nach Bonn überführen zu lassen. „Wir Schwestern werden den Ansturm aus dem Rheinviertel nicht vergessen. Die Verehrung der Heiligen Hildegard durch so viele Gläubige allen Alters hat uns damals sehr beeindruckt. Deshalb soll in dieser Gemeinde eine Reliquie von ihr verehrt werden können,“ so die Äbtissin.

Damit bleibt Hildegard im Rheinviertel: „Die Heilige Hildegard beschäftigt viele Menschen. Obwohl sie im Mittelalter gelebt hat, erscheint sie als moderne Gestalt. Ihre Biographie fasziniert, ihre Visionen führen in die Tiefe, ihr Verhältnis zur Natur beeindruckt. Der neu Film „Hildegard“ beschäftigt gegenwärtig tausende Zuschauer in den Kinos. Jetzt ist die Heilige ins Rheinviertel und wird den geistlichen Aufbruch der Gemeinde weiter inspirieren. Sie hat im mystischen Bau der Hildegardkirche Heimat und Verehrung gefunden. Es ist genau der richtige Ort für diese Frau voller Inspiration und Kraft,“ so Dechant Dr. Wolfgang Picken.


Bilder: © privat