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Archiv 2008

1100 Gemeindemitglieder wallfahrten nach Münster

Unvergessliche Momente in der Biographie des Aufbruchs

Es waren rund 1100 von 8000 Gemeindemitgliedern des Rheinviertels, die in feierlicher Prozession von der St. Ludgeri Kirche kommend und durch die Innenstadt prozessierend den Dom zu Münster erreichten. Ein Bild, das viele Münsteraner mit Staunen und beinahe fassungsloser Anteilnahme verfolgten. Es war der Auftakt eines unvergesslichen Wallfahrtstages, der Stunden zuvor mit der gemeinsamen Anreise im Sonderzug in Bad Godesberg begonnen hatte.

Nach der Begrüßung durch den Dompropst von Münster feierte das Rheinviertel einen erhebenden Gottesdienst in der Kathedrale. Die Messfeier war dem Gedenken an den Seligen Kardinal, Clemens August Graf von Galen gewidmet. Er wirkte in der Zeit des Nationalsozialismus als Bischof in Münster und erhob als "Löwe von Münster" seine Stimme gegen die Verletzung der Menschenwürde und das Lebensrecht durch die nationalsozialistischen Machthaber. 
Pfarrer Dr. Wolfgang Picken nahm in seiner Predigt die Gestalt des Seligen zum Anlass, seine Gemeinde dazu aufzufordern, sensibel und mutig für eine Welt einzutreten, in der jeder Mensch entsprechend seiner einmaligen Würde leben und sich als geliebter Mensch fühlen kann. "Hier liegt ein besonderer Auftrag: Wir können nicht davon sprechen, dass jeder Mensch ein von Gott geliebtes Geschöpf ist und eine einmalige Würde besitzt, und dann wortlos zusehen, wie sich eine Gesellschaft daran gewöhnt, am Anfang und am Ende des Lebens von dieser Regel abzuweichen und wehrlosen Menschen das Lebensrecht und die Würde abzusprechen." Picken forderte dazu auf, Kirche und Gemeinde als einen Lebensraum zu gestalten, in dem man spürt, dass sich die Menschen mit Liebe und Hochachtung begegnen: "So haben wir als Kirche Zukunft, denn die Menschen suchen nach solchen alternativen Lebensräumen der Liebe. So werden wir wachsen und an Einfluss gewinnen. So werden wir im Miteinander auch wieder in der Gesellschaft wirksam für die Würde des Menschen eintreten können!"

Am Ende der Eucharistiefeier, die von den Chören des Rheinviertels und dem Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde in Bad Godesberg mitgestaltet wurde und bei der 100 Messdiener der Gemeinde zum Einsatz kamen, richteten die Bürgermeisterin von Münster, Frau Karin Reismann, und der Diözesanadministrator Weihbischof Dr. Franz-Josef Overbeck Grußworte an die Pilger.

Nach dem Schlusssegen durch den Weihbischof zogen alle Rheinviertler durch den Chorumgang des Domes, um einen Augenblick am Grab des Seligen Graf von Galen zu verweilen. Eine mitgebrachte und am Grab aufgestellte Kerze erinnert an die Wallfahrt des Rheinviertels.

Nur wenige Schritte vom Dom entfernt - auf dem Platz der Überwasserkirche - wartete der Malteser Hilfsdienst mit dem Mittagessen auf die Pilger. Eine geradezu familiäre Atmosphäre: 1100 Pilger saßen zusammen zu Tisch. Eine Gemeinde, die ganz offensichtlich zusammengehört und die ein buntes uns lebendiges Miteinander aller Generationen zeigt. Allein 250 Kinder und 150 Jugendliche waren unter den Pilgern.

Nach dem Essen brachen die Rheinviertler zunächst in unterschiedlichen Gruppen zum Nachmittagsprogrammen auf. Domführungen für die Kleinen, eine Stadtrallye für die Kinder, ein Miteinander der Jugendlichen, szenische Stadtführungen für die Erwachsenen.

Ab 15.30 Uhr sammelte sich die Gemeinde sukzessive in der St. Lamberti-Kirche. Zunächst zum Musical "Emmaus" der Kinder und anschließend zum "Offenen Singen". Afrikanische Trommler und Sänger leiteten diesen Teil des Programms erst vor der Lamberti-Kirche und dann in der Kirche ein. Es folgten frohe geistliche Lieder, bei denen die ganze Gemeinde in Bewegung kam. Eine unvergleichbare, heitere und glaubensfrohe Stimmung. "Man spürt, wie sehr bei dieser Gemeinde der Glaube lebendig ist und dass die Mitglieder dieser Gemeinde menschlich stark verbunden sind," schilderte ein Münsteraner seinen Eindruck. Dem offenen Singen folgte eine Kurzandacht, in der der Pfarrer von St. Lamberti, Dr. Ludger Winner, eine eindringliche Predigt über die Seligen und Heiligen der Stadt Münster hielt. Bevor die Pilger aus dem Rheinviertel die Kirche verließen, empfingen sie durch die anwesenden Priester einzeln, in Paaren oder als Familien einen persönlichen Segen.

Um 18.44 Uhr traten die Gläubigen aus dem Rheinviertel wieder mit ihrem Sonderzug die Rückreise an. Engagierte Jugendliche der Gemeinde bewirteten die Pilger mit frisch zubereiteten Brötchen und Getränken.

Die Wallfahrt 2008 nach Münster stand unter dem Motto "Gemeinde gemeinsam unterwegs". Die Pilger kamen tief erfüllt und bewegt von ihrer gemeinsame Wallfahrt zurück. Das große geistige Erlebnis wird den sensationellen Aufschwung der letzten Jahren verstärken und intensivieren! "Ich bin zutiefst gerührt von dem, was wir an diesem Tag erfahren durften. Gottes Geist war lebendig! Und wenn ich die Bilder dieses Tages resümiere, dann bleibt mit nur eines zu sagen: Diese Gemeinde ist einfach liebenswert und charmant," so Pfarrer Dr. Picken.

Fotos: Martin Lohmann  


Bilder: © privat