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„Wir werden auch und gerade in Corona-Zeiten gebraucht“

Suppenhimmel Corona-Zeiten

Wie sich der Suppenhimmel des Seelsorgebereichs der neuen Lage anpasst

„Wir haben in unserem kleinen Orga-Team mit Diakon Gerd Klein intensiv überlegt, wie es jetzt mit dem Suppenhimmel weitergehen kann“, erzählt Manfred Wüllner.

Der pensionierte Gymnasiallehrer ist seit 2013 Vorsitzender des Gemeindeausschusses im Burgviertel und packt an, wo immer es notwendig ist; so auch im Suppenhimmel. Angesichts der Distanzierungsregeln, macht er deutlich, sei an die bewährte Speiseausgabe und den Verzehr gemeinsam an Tischen natürlich nicht zu denken. „Aber wir werden auch und gerade in Corona-Zeiten gebraucht und wollen präsent bleiben“, erklärt er. Die Besucher des Suppenhimmels, so seine Wahrnehmung, bedürfen mehr denn je der konkreten Hilfe und persönlichen Ansprache. Denn Personen in prekären Lebensverhältnissen, Einsame oder „Aus-der-Bahn-Geworfene“, wie Manfred Wüllner sie nennt, seien besonders unter Druck. „Es geht auch um Wertschätzung und das Lächeln, mit denen wir allen gegenübertreten“, glaubt er. „Denn wir kennen viele Gäste dank langjähriger Kontakte gut.“

Der Suppenhimmel startete am 6. Januar 2016 Am Fronhof in den ehemaligen Räumen der KÖB St. Marien. Manfred Wüllner ist dort ein Mann der ersten Stunde. Der 73-Jährige lebt seit 1991 in Bad Godesberg und engagiert sich bewusst vor Ort. „Es ist mir wichtig und ich bin es gewöhnt, Menschen unterschiedlichster Herkunft auf Augenhöhe zu begegnen“, erklärt er. Das Konzept des Suppenhimmels hat ihn direkt überzeugt: Sechs Tage die Woche ein warmes Mittagessen für alle, die kommen, kostenfrei durch verschiedene Godesberger Gastronomen bereitgestellt und in der praktischen Umsetzung getragen von rund 60 Ehrenamtlichen, die jeweils in Vierer- und Fünferteams arbeiten. „Wir sind viel mehr als eine einfache Essensausgabe“, meint Manfred Wüllner. „Wir sind ein vertrauter und geschätzter Ort der Begegnung!“

Corona ändert allerdings die werktägliche Praxis deutlich: Statt warmes Mittagessen auszugeben und sich um den Abwasch zu kümmern, packen die Engagierten nun großzügige Lunchpakete zur Abholung. „Wir sind lokal bei vielen Geschäften bekannt und bekommen großzügige Spenden“, sagt Manfred Wüllner. Ob Obst, Trinkpäckchen, kiloweise geschnittenen Käse, Wurst, Backwaren oder Süßigkeiten – irgendwie reicht es immer für deutlich mehr als 50 Pakete, die ab etwa 13.00 Uhr abgeholt werden können. „Wir spüren jeden Tag, wie dankbar unsere Kunden dafür sind“, so Manfred Wüllner. Auch wenn die Begegnungen nur noch knapp bemessen und distanziert erfolgen dürfen. Sie ganz aufzugeben, ist für alle Beteiligten undenkbar.

Bild oben: © Alexander von Thadden

Bildergalerie: © Irmgard Wüllner